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Nguon Thien Mao

Sammlung Philippi


Merkmale

Institution:
Inventarnummer:
SPH1188
Anzahl:
1 Stück
Objektbezeichnung:
Nguon Thien Mao
Material:
Mischgewebe (außen)
Mischgewebe (innen)
Maße:
Gesamt: H: 15 cm, Gewicht: 72 g, D: 16 cm (oben), D: 19 cm (unten)

Beschreibung

Getragen im Caodaismus von den Giao Huu (Priestern) der blauen (azurfarbenen) Partei (PHAI THUONG, Taoisten/Daoisten), wobei die blaue Farbe für Toleranz und Pazifismus steht.
Am unteren Rand befinden sich zwei, je 9 mm breite, mit golden glänzendem Kunststoffband durchwirkte, gelbe Borten. Auf dem Deckel ist der Stoff in Falten gelegt und mit einer Schnur zusammengezogen. Auf der Rückseite wird der Hut mit drei Druckknöpfen zusammengehalten.
Auf der Vorderseite ist das göttliche Auge (heilige Auge, allsehende Auge) aufgemalt. Es handelt sich um das linke Auge und es symbolisiert Gott im Caodaismus.
Die Anfang des 20. Jahrhunderts entstandene Religion des Caodaismus findet sich vor allem in Vietnam. Als Begründer gelten der Vietnamese Ngo Van Chieu, dem 1919 der Geist Cao Dai in Form eines strahlenden Auges - dieses erscheint auch teilweise auf den Kopfbedeckungen - erschienen sein soll und Le Van Trung, einem reichen Einwohner Saigons, der ein paar Jahre danach eine ähnliche Vision hatte. Offiziell gegründet wurde der Caodaismus im Jahr 1926.
Der Caodaismus vereinigt die Ansichten unterschiedlichster Religionen, er benutzt Gedanken aus dem Buddhismus (die Lehre des Karmas), dem Konfuzianismus (die Ethik), dem Taoismus/Daoismus (in Form der Frömmigkeitspraxis) und dem Christentum (Missionierung). Die Verschmelzung dieser verschiedenen Religionen zeigt sich auch im farbenfrohen Auftreten des Caodaismus, so steht Gelb für den Buddhismus, Blau für den Taoismus/Daoismus, Rot für den Konfuzianismus und Weiß steht in Verbindung mit dem Christentum (weiße Gewänder werden von den Novizen getragen).
Der Begriff Cao Dai ist zu übersetzen mit "Großer Palast" oder "Großes Gebäude", er steht für den großen Schöpfergott. Dieser steht an der Spitze der hierarchischen Struktur der Religion, die sich am Vorbild der katholischen orientiert; dem Papst (Giao Tong) unterstehen je drei Zensor- (Choung Phap) und drei einfache Kardinäle (Dau Su), gefolgt von den Erzbischöfen (Phoi Su), den Bischöfen (Giao Su), den höheren und den einfachen Priestern. Im Gegensatz zur katholischen Kirche jedoch, räumt der Caodaismus der Frau Gleichstellung ein, die sich auf alle Ämter, außer auf das des Papstes erstreckt. Die Mitglieder glauben an die Seelenwanderung, sie praktizieren Vegetarismus, Alkoholverbot, Selbstlosigkeit, Nächstenliebe und Armut.
Die Schätzungen zur Zahl der Anhänger gehen stark auseinander, wobei die Mehrzahl zwei bis drei Millionen angibt, andere Quellen aber bis zu acht. Ngo Van Chieu, der Religionsstifter war der bislang einzige Cao Dai-Papst, seit 1935 ist der Posten vakant. Die vietnamesische Regierung verbietet den Gläubigen, einen neuen Papst einzusetzen oder spiritistische Sitzungen durchzuführen.

Literatur

Philippi, Dieter: Sammlung Philippi. Kopfbedeckungen in Glaube, Religion und Spiritualität, Leipzig: St. Benno-Verlag, 2009, S. 441